Getarnte-Klimasünder

E-Autos werden als ein Allheilmittel für den Klimaschutz gepriesen. Wer jedoch glaubt, mit den Saubermännern auf vier Rädern die Umwelt frei von Schadstoffen zu halten, irrt sich gewaltig: Laut einer Studie des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) schneiden die Vehikel der Zukunft weit schlechter als bisweilen angenommen ab. Mehr noch: Aktuelle E-Autos können knapp ein Drittel mehr CO2 in die Umwelt schleudern als Dieselfahrzeuge!

Autofahrer auf dem Holzweg

Dass der Straßenverkehr einen entscheidenden Grund für die zunehmende Luftverschmutzung darstellt, wird weitgehend akzeptiert. Über die Lösung des Problems sind sich Experten, Politiker, Verbände und Bürger jedoch keineswegs einig: Auf höchster Ebene werden Ziele kommuniziert, die in der Praxis selten erreicht werden. E-Autos beispielsweise gelten als D I E Hoffnung der deutschen Bundesregierung, die vorgeschriebenen Klimaziele für das Jahr 2030 zu erreichen. Der CO2-Ausstoß von Fahrzeugen spielt in der Berechnung der Bundesregierung eine große Rolle: In gut 10 Jahren soll jedes Auto auf deutschen Straßen einen maximalen Ausstoß von 59 Gramm Kohlenstoff pro Kilometer generieren. Dies wäre nach aktuellem Stand nur durch ein flächendeckendes Fahrverbot für zahlreiche Modelle realisierbar. Insbesondere Dieselmotoren stehen mit ihrer CO2-Bilanz in der Kritik und wurden aus manchen Städten bereits verbannt.

Wer sich aus Angst vor Dieselfahrverboten nun einen neuen Akku-Saubermann zulegt, schönt die Bilanz von Umweltbehörde und Verkehrsamt, steuert am eigentlichen Ziel jedoch vorbei: Unter Leitung von Professor Christoph Bruchal führte das Münchener Ifo eine Vergleichsstudie durch, in der sämtliche Faktoren der Umweltbelastung zur Herstellung und Inbetriebnahme von E-Autos erfasst wurden. Das Ergebnis: Ein Tesla Model 3 belastet die Umwelt um bis zu 28 Prozent stärker als ein althergebrachter Selbstzünder wie etwa ein Mercedes C 220 d. Verantwortlich seien zwei Faktoren: der Herstellungsprozess für den Akku und die Art der Energiegewinnung für dessen Betrieb.

Ifo-Studie unter der Lupe

Wie kann ein klimafreundliches Gefährt der Zukunft zur Dreckschleuder mutieren? Harte Fakten liefern die Antwort: Derweil entstehen bei der Produktion eines E-Auto-Akkus knapp 15 Tonnen CO2. Ausgehend von den Herstellerangaben, eine E-Zelle biete bei einer jahrestypischen Laufleistung von 15.000 Kilometern eine Haltbarkeit von 10 Jahren, summiert sich der Schadstoffausstoß auf mindestens 78 Gramm CO2 pro Kilometer. Gestalten sich Abbau und Aufbereitung der benötigten Rohstoffe (Lithium Kobalt, Mangan) besonders aufwendig, steigt die CO2-Bilanz auf bis zu 93 Gramm CO2 pro Kilometer. Hinzu kommt die Tatsache, dass hierzulande keineswegs ausschließlich klimafreundliche Energie in den Akku gelangt: Zwar mögen Windparks und Solaranlagen zunehmend ins Stromnetz eingespeist werden, doch die Hälfte der Energie liefern nach wie vor Kraftwerke, die fossile Brennstoffe verwerten (Kohle, Gas, Öl). Unterm Strich kommt ein E-Auto auf 156 bis 181 Gramm CO2 pro Kilometer!

Licht am Ende des E-Tunnels?

Die Studie des Ifo lässt aufhorchen. Einerseits dürfen Sinn, Zweck und Förderung von E-Autos hinterfragt werden. Überdies gewinnt die Debatte an Fahrt, ob der Ausstieg der Kernkraftenergie eventuell ebenso voreilig wie die Verabschiedung fossiler Brennstoffe erfolgte. Experten betrachten das E-Auto lediglich als zukunftsweisend, sofern die Energieversorgung revolutioniert wird. Hierzu bedarf es nicht nur den Ehrgeiz einzelner Unternehmen wie dem Schweizer Konzern Innolith, der durch ein neues Herstellungsverfahren einen Super-Akku auf die Straße bringen will. Die eindeutigen Vorgaben der Politik sind gefragt. Neben Subventionen für Photovoltaikanlagen könnten zum Beispiel Förderprogramme für die Suche nach Alternativen einen Ausweg bieten: Erdgas und Wasserstoff stellen laut Energieexperten sowie Ingenieuren

eine zukunftstauglichere, weil wetter- und infrastrukturunabhängige, Energieversorgung als Strom dar.

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